Pressemeldung vom 14.11.2022 - Eichstätt - Ingolstadt - Neuburg-Schrobenhausen - Pfaffenhofen

Regionale Konjunkturumfrage: Geschäftserwartungen der Unternehmen im freien Fall

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Die derzeitige Gemengelage an Risiken und Unsicherheiten setzt der Wirtschaft in der Region Ingolstadt massiv zu. Die heimischen Unternehmen müssen sich mit den explodierenden Energiekosten, der Inflation, der Abkühlung der Weltwirtschaft, dem sich zuspitzenden Fachkräftemangel sowie fragilen Lieferketten auseinandersetzen und erleben somit einen großen Unsicherheitsschock, wie die traditionelle Konjunkturumfrage der IHK für die Region im diesjährigen Herbst zeigt. Der regionale IHK-Konjunkturindex ist um 21 Zähler auf 85 Punkte massiv eingebrochen und liegt damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 120 Punkten. Hauptgrund dafür sind die desaströsen Geschäftserwartungen der Unternehmen.

Vor allem Preissteigerungen machen Unternehmen zu schaffen / Weniger Investitionen

Die Betriebe in der Region sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage angesichts der komplexen Herausforderungen noch weitgehend zufrieden: 34 Prozent bewerten ihre Geschäfte als gut und nur 18 Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Ernüchterung macht sich aber vor allem bereits in der Industrie und im Baugewerbe breit. Die weitgehend guten Geschäfte verdecken jedoch, dass die Betriebe gravierenden Belastungen ausgesetzt sind: 88 Prozent leiden unter den starken Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren, 87 Prozent unter gestiegenen Kosten für Energie, 71 Prozent beklagen eine Knappheit bei Material sowie Rohstoffen und 54 Prozent geben an, unter Lieferschwierigkeiten zu leiden. Die starken Preissteigerungen stellen für die Betriebe ein zunehmendes Kosten- und Planungsproblem dar.

Quer durch alle Branchen blicken die Unternehmen stark verunsichert auf die kommenden Monate: Die Geschäftserwartungen haben den schlechtesten Wert seit der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009. Nur etwa jedes zehnte Unternehmen rechnet noch mit einer Verbesserung seiner Geschäfte, jedes zweite hingegen geht von einer Verschlechterung aus. Zu diesem pessimistischen Ausblick trägt maßgeblich die kritische Risikosituation bei: 77 Prozent der Betriebe sehen in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Geschäftsrisiko, 66 Prozent im Fachkräftemangel und 55 Prozent in der Inlandsnachfrage.

Der Unsicherheitsschock sorgt auch für Zurückhaltung der heimischen Unternehmen bei ihren Investitionsplänen: 23 Prozent der Betriebe wollen ihre Investitionen ausbauen, dagegen wollen 30 Prozent ihre Investitionen kürzen. Auch bei ihren Beschäftigungsplänen treten die Unternehmen auf die Kostenbremse: Zehn Prozent wollen Personal einstellen und 31 Prozent wollen Stellen streichen.

Schabmüller: Unverzüglich Energieangebot ausbauen

„Die Ergebnisse der regionalen Konjunkturumfrage sind alarmierend und zeigen, dass die Lage bitterernst ist“, sagt Franz Schabmüller, Sprecher des IHK-Forums für die Region Ingolstadt. „Leider müssen sich die Unternehmen auf schwere Zeiten einstellen – und tun dies bereits. Der Unsicherheitsschock führt dazu, dass quer durch alle Branchen eine Planungs- und Kostensicherheit fehlt.“

Schabmüller betont, dass die industriestarke Region dringend auf wettbewerbsfähige und tragbare Energiepreise sowie eine stabile Versorgung angewiesen ist. „Gelingt dies nicht, besteht die Gefahr einer Deindustrialisierung. Es braucht deswegen schlicht einen unverzüglichen Ausbau des Energieangebots. Am schnellsten und nachhaltigsten sinken die Preise, wenn es mehr Angebot auf dem Markt gibt.“ Schabmüller fordert daher mehr Tatendrang und Flexibilität - nicht nur in den aktuellen Krisen, sondern auch um jetzt die Weichen für die Zukunft der Region als wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort richtig zu stellen. „Das fängt beim Ausbau der erneuerbaren Energien, dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sowie dem bezahlbaren Wohnraum an. Zusätzlich darf es keine neuen bürokratischen Lasten geben. Noch mehr Bürokratien und Vorschriften wäre für die Wirtschaft derzeit besonders toxisch. Daher muss der Gesetzgeber besondere Vorsicht walten lassen. Wer neue Regeln will, muss auch alte Regeln streichen können“, so Schabmüller.

Die Befragung der Unternehmen in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen für den regionalen IHK-Konjunkturbericht hatte die IHK zwischen Ende September und Mitte Oktober 2022 durchgeführt.