Pressemeldung vom 01.06.2022 - Eichstätt - Ingolstadt - Neuburg-Schrobenhausen - Pfaffenhofen
IHK-Konjunkturumfrage: Unsichere Gemengelage drückt auf Stimmung in der Wirtschaft
Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs, die Null-Covid-Strategie Chinas sowie Lieferengpässe und steigende Preise bei Energie, Rohstoffen und Vorprodukten sorgen bei den Unternehmen in der Region Ingolstadt für einen deutlichen Stimmungseinbruch. Die zu Jahresbeginn erhoffte Erholung nach der Corona-Pandemie fällt größtenteils aus. Der IHK-Konjunkturindex in der industriestarken Region fällt um 16 Zähler auf 106 Punkte. Er liegt damit deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 120 Punkten und ist stärker eingebrochen als der Konjunkturindex für Bayern (von 124 auf 112 Punkte). Während die aktuellen Geschäfte noch weitgehend gut laufen, sind die Erwartungen der Unternehmen massiv zurückgegangen.
Schabmüller: „Steigende Energie- und Rohstoffpreise belasten Betriebe maximal“
Mit ihrer Geschäftslage, die als eine Komponente in die Berechnung des Konjunkturindexes einfließt, sind die Unternehmen nur leicht unzufriedener als zum Jahresbeginn: 41 Prozent bewerten ihre Geschäfte als gut und nur 14 Prozent als schlecht. Erste Bremsspuren machen sich vor allem in der Industrie und im Baugewerbe bemerkbar. Die gute Geschäftslage verdeckt, dass die Betriebe gravierenden Belastungen ausgesetzt sind: Neun von zehn leiden unter den starken Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Vorprodukten, acht von zehn unter Material- und Rohstoffknappheit und sieben von zehn unter Lieferschwierigkeiten. Engpässe und steigende Preise belasten nahezu jedes Unternehmen.
Mit Blick auf die kommenden Monate ist eine massive Verunsicherung spürbar. Die Geschäftserwartungen, die zweite Komponente der Indexberechnung, stürzen regelrecht ab. Nur etwa jeder fünfte Betrieb rechnet noch mit einer Verbesserung seiner Geschäfte, knapp jeder dritte geht von einer Verschlechterung aus. Zu diesem schlechten Ausblick tragen vor allem die hohen Energie- und Rohstoffpreise bei: 89 Prozent der Betriebe sehen in ihnen ein Geschäftsrisiko. Das ist ein nie dagewesener Höchststand. Als weitere Geschäftsrisiken benennen 62 Prozent der Befragten den Fachkräftemangel und 51 Prozent die Personalkosten.
Die unsichere Gemengelage sorgt auch für spürbare Zurückhaltung bei den Investitionen. Der Saldo der Investitionspläne – das heißt die Differenz zwischen der Anzahl von Unternehmen, die ihre Investitionstätigkeit erhöhen, und jenen, die sie kürzen wollen, sinkt im Vergleich zum Jahresbeginn von elf auf -1 Punkte. 15 Prozent wollen mehr investieren, 16 Prozent weniger. Ein abrupter Investitionsstopp zeichnet sich jedoch nicht ab. Auch bei den Beschäftigungsplänen sind die Unternehmen zurückhaltender als noch zu Jahresbeginn. 15 Prozent wollen neues Personal einstellen, 19 Prozent hingegen Stellen streichen. Der Beschäftigungsaufbau gerät damit ins Stocken.
Franz Schabmüller, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt, sieht die Politik vor großen Herausforderungen. „Es muss alles dafür getan werden, die Versorgungssicherheit und damit Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu erhalten. Gleichzeitig müssen wir zwingend die Abhängigkeit von Russland bei Energie und Rohstoffen reduzieren. Dafür brauchen wir wiederum einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien.“ Schabmüller mahnt: „Das darf aber nicht bedeuten, dass diese Maßnahmen weitere Energie-Preisschübe auslösen, dann stünden die Alarmzeichen für unseren Industriestandort endgültig auf Rot.“ Schabmüller fordert deshalb gezielte Entlastungen für Unternehmen, die besonders unter den hohen Energiepreisen leiden. Außerdem müsse die Politik die Wirtschaft mehr bei der Diversifizierung ihrer Beschaffungsmärkte unterstützen. Dafür brauche es neue Freihandelsabkommen, unter anderem mit Lateinamerika, Indien, Australien und Neuseeland. Eine klare Absage erteilt der Vorsitzende allen bürokratischen Mehrbelastungen für die Wirtschaft.
Die Befragung der Unternehmen in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen für den IHK-Konjunkturbericht Region Ingolstadt fand im April 2022 statt.