Pressemeldung vom 28.11.2024 - Pfaffenhofen
Berufsorientierung an Schulen braucht mehr Gewicht
Neben den Ausbildungsmessen IHKjobfit! in Ingolstadt und der Ausbildungskompass-Messe des KUS in Geisenfeld bewerben IHK und KUS mit einer Vielzahl an Maßnahmen die duale Ausbildung bei Schülerinnen und Schülern in der Region. Auf der Sitzung des IHK-Regionalausschusses im Pfaffenhofener Landratsamt stellten Johannes Hofner vom KUS und Catherine Schrenk von der IHK-Geschäftsstelle Ingolstadt einige davon der Unternehmerschaft vor. „Azubis sind für unsere Betriebe die wichtigste Investition in die Zukunft“, so Hofner. Als besonders wichtiges Hilfsmittel in der Berufsorientierung stellte er den Ausbildungskompass heraus. In der aktuellen Ausgabe für 2025 sind rund 180 Betriebe vertreten. Ausbildungsplätze in 128 Berufsbildern werden vorgestellt. „Wir verteilen die 3.500 Exemplare an 21 Schulen“, so Hofner weiter. Ihm zufolge sei die Resonanz auf den Katalog, den die Schüler auch mit nach Hause nehmen und mit den Eltern, wichtigen Influencern in dieser Altersgruppe, durchblättern können, heuer wieder ausgezeichnet.
Kastner: „Neue Azubis gewinnen wir nur mit den Schulen und an den Schulen“
Wie sich das Azubi-Recruiting aus Sicht der Betriebe gestaltet und mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind, erläuterte Veronika Müller, Personalleiterin beim IT-Unternehmen PROSIS, das neben seinem Firmensitz in Rohrbach auch einen Sitz in Gaimersheim unterhält und dort unter anderem Fachinformatiker ausbildet. „Azubis sind in unserem Markt, der auch bei Fachkräften unter einem großen Mangel leidet, hart umkämpft. Gleichzeitig erfüllt nur ein sehr geringer Anteil der Bewerbungen die qualitativen Voraussetzungen, um die Bewerber zu uns ins Vorstellungsgespräch einladen zu können.“ Damit sprach Müller einen Punkt an, der vielen Unternehmerinnen und Unternehmern in der Runde unter den Nägeln brennt. „Es ist ein Fakt: Viele Bewerber bereiten sich nicht ausreichend auf das Gespräch vor. Sie haben kaum Vorstellung von dem Berufsbild, von typischen Tätigkeiten in dem Beruf oder wie der Berufsalltag in dem Beruf, den sie erlernen möchten, aussehen könnte“, so Müller weiter. Ein großes Manko sei auch, dass viele Schülerinnen und Schüler keine passenden Praktika vorweisen können. Im Austausch der Unternehmer herrschte anschließend Konsens darüber, dass die Berufsorientierung an den Schulen, so wie sie aktuell aufgestellt ist, nicht ausreichend sei. „Erstens müsste wesentlich mehr Zeit an den Schulen dafür aufgewendet werden, und zweitens sollte auf der inhaltlichen Seite mehr passieren“, brachte es Eduard Kastner, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses auf den Punkt. Ihm zufolge sei es auch wichtig, mehr auf echte Auszubildende für die Berufsorientierung zurückzugreifen wie beispielsweise die IHK Ausbildungsscouts, die in die Schulen gehen und als nahezu Gleichaltrige den Schülern auf Augenhöhe aus ihrem Azubi-Alltag berichten.
Mit Blick auf die große Bedeutung von Praktika, die authentische Einblicke in die Arbeitswelt und in einzelne Berufsbilder geben, verwies Beate Kempf, Unternehmerin aus Rohrbach und Ausschussmitglied, auf das in ihrem Unternehmen kürzlich durchgeführte, sehr gut angenommene Speed-Praktikum. Drei Stunden lang haben 30 Schülerinnen und Schüler vier Berufe ausgetestet. Ihr Vorschlag lautete, die verpflichtende Praktikumswoche beispielsweise in der 9. Klasse der Realschule auf mehrere Betriebe aufzuteilen. „So können die Schüler in fünf Tagen mindestens drei oder vier Betriebe und Arbeitswelten kennenlernen“, so Kempf. Aus ihrer Sicht würde das auch die Praktikumsorganisation in den Betrieben entlasten, die dann nicht mehr für eine ganze Woche ein Komplettprogramm auf die Beine zu stellen haben. Dieser Vorschlag erntete viel Zustimmung aus der Unternehmerschaft.
Vorsitzender Kastner fasste abschließend zusammen: „Die Schulen sind unser wichtigster Stellhebel, um Schüler in die duale Berufsausbildung zu lenken. Das muss zum einen die Politik besser anerkennen und die Stellschrauben für eine größere Gewichtung der Berufsorientierung an den Schulen verändern. Zum anderen brauchen wir auch an der einen oder anderen Schule mehr Verständnis bei Schulleitung und Lehrkräften, welch wichtige Rolle sie bei Schülern als Impulsgeber für die duale Berufsausbildung spielen.“ Dazu gehören laut Kastner bestenfalls auch Initiativen mit den Schulen, damit sich Lehrkräfte mehr und direkt in den Betrieben über die Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort informieren.
Positionspapier zu nachhaltigen Mobilitätslösungen verabschiedet
Angesichts der Herausforderungen, was Weiterentwicklung und Erhalt der Mobilität im Landkreis und in der Region betrifft, insbesondere auch für Auszubildende, die auf einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum angewiesen sind, verabschiedete der IHK-Regionalausschuss auf seiner Sitzung ein Positionspapier. Dieses greift in seinen Forderungen die facettenreiche Diskussion rund um Mobilität auf dem IHK-Forum, dem Treffen der vier IHK-Regionalausschüsse der Region Ingolstadt von Mitte Oktober in Pfaffenhofen, auf. Mit Blick auf Themen wie Mitarbeitermobilität, Pendlerströme, Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs und Logistik formuliert das Papier unter anderem Forderungen zur besseren Vernetzung der Verkehrsangebote – auch im digitalen Raum, und weiterhin zu Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr, des Radwegenetzes und auch der Straßen- und Schienenverkehrsinfrastruktur. „Geht es um die Mobilität von Menschen und Wirtschaft, muss auch der Bürokratieabbau in diesem Bereich entschieden in den Blick genommen werden“, betonte Kastner abschließend. Ihm zufolge sind die Felder Mobilität und Verkehr komplett durchreguliert, wodurch sich die Handlungsspielräume aller Beteiligten erheblich reduzieren.