Auer Dult: "Ein fröhliches Fest, bei dem Geschäfte gemacht werden"
Im Jahr 1796 erteilte Kurfürst Karl Theodor von Bayern der Münchner Vorstadt Au das Privileg, jährlich im Mai und im Oktober eine „Dult“ abhalten zu dürfen. Damit legte er den Grundstein für eine lange Erfolgsgeschichte. Die „Auer Dulten“ nehmen bis heute einen festen Platz im Terminkalender nicht nur der Münchnerinnen und Münchner, sondern auch zahlreicher auswärtiger Gäste ein.
Die „Maidult“ beginnt traditionell am Samstag vor dem 1. Mai, die herbstliche „Kirchweihdult“ am Samstag vor dem Kirchweihfest der Kirche Maria Hilf in der Au, das wiederum am dritten Oktober-Sonntag gefeiert wird. Bei der dazwischen liegenden „Jakobidult“, beginnend am Samstag nach Jakobi (25. Juli), handelt es sich um die seit dem frühen 14. Jahrhundert nachweisbare ehemalige Münchner Dult, die im Jahr 1905 ebenfalls auf den Mariahilfplatz verlegt wurde.
Der Begriff „Dult“ bezeichnet dem „Bayerischen Wörterbuch“ von Andreas Schmeller zufolge ursprünglich einen kirchlichen Feiertag. Da Jahrmärkte wie die Münchner Jakobidult oder die Regensburger Georgi- bzw. Michaelidult aber oft an bestimmte Heiligen-Gedenktage geknüpft waren, wurde der Begriff im bayerischen Sprachraum schon früh auch synonym für einen Jahrmarkt, eine Warenmesse oder heutzutage auch für ein Volksfest verwendet.
Für die Bevölkerung boten die Dulten bis weit in das 19. Jahrhundert hinein die Möglichkeit, sich mit Waren auswärtiger Händler zu versorgen, die sie an ihrem Wohnort vielleicht nicht erwerben konnten. Aber auch das eine oder andere Liebhaberstück war bereits in dieser Zeit auf einer Dult zu finden.
Im Vorfeld der großen Münchner Gewerbeschau im Jahr 1912 beklagte ein Autor, dass auf den Dulten die „schönen alten Dinge immer seltener“, dafür aber „schreiende Geschmacklosigkeiten“ immer häufiger zu sehen seien. Dennoch war für ihn eine Dult „ein fröhliches Fest, bei dem Geschäfte gemacht werden“ und das bleibende Eindrücke hinterlässt, wenn man es versteht, „mit offenem Herzen und aufmerksamem Blick durch dieses Sammelsurium vergangener Zeiten hindurchzuwandeln.“
Autor: Harald Müller