Der Kaminabend
Wie verändert die Coronakrise Gesellschaft und Wirtschaft? Sind die Trends, die wir vor einem Jahr diskutiert haben, noch aktuell oder kristallisieren sich neue heraus? Welche anderen Bedürfnisse treten durch Corona zutage und werden diese auch 2040 noch eine Rolle spielen? Unser Kaminabend zu Oberbayern 2030+ bot eine spannende Bühne, um die Ergebnisse aus zwölf Monaten Zukunftsdialog auf den Prüfstand zu stellen.
Oberbayen 2030+ im Spiegel von Corona
14 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft waren unserer Einladung zu dieser exklusiven Talkrunde gefolgt, unter ihnen Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert, IHK-Vizepräsident und Baywa-Vorstand Klaus Josef Lutz, Messe-Chef Klaus Dittrich, Autor Anselm Bilgri und Jeanne Turczynski, Wissenschaftsredakteurin beim BR.
Im Austausch über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lieferten die Trends, die zu Beginn des Zukunftsdialogs definiert worden waren, den Ausgangspunkt für eine angeregte Debatte. Unangefochten auf Platz 1 liegt weiterhin die Digitalisierung mit den massiven Umwälzungen, die sie in der Arbeitswelt, in Bildung und Wirtschaft unterstützt hat. Corona wirkt dabei zusätzlich beschleunigend. Wer hätte gedacht, dass sich so schnell so vieles verändern kann? Oft genannt wurden aber auch die zunehmende Individualisierung in der Gesellschaft verbunden mit einer Fragmentierung, die auch einen Verteilungskampf um Raum – sei es im privaten oder öffentlichen Umfeld – bedingt. Bedenklich stimme die zu erlebende De-Urbanisierung, so eine Unternehmerin, die die Frage aufwirft: Wie werden sich unsere Städte weiterentwickeln? IHK-Vizepräsident Lutz verwies auf eine fundamentale gesellschaftspolitische Wertediskussion, die zu erwarten sei und in der es vor allem um die Rolle der Politik bei der Rettung der Wirtschaft gehen müsse.
Einig war sich die Expertenrunde darüber, dass die Coronakrise politisch lange nachwirken und zugleich nichts an den langfristigen Herausforderungen, vor denen wir stehen, verändern werde. Laut BR-Redakteurin Turczynski werde das Klimathema mit aller Wucht zurückkommen, auch angesichts der Tatsache, dass viele Menschen das nachholen wollen, was sie jetzt gemeint haben zu verpassen.
Zum Abschluss des Abends formulierten alle Teilnehmer schriftlich ihren Wunsch für die Zukunft im Jahre 2040. Ex-Pater Bilgri brach mit seinem Schlusswort eine Lanze für bayerische Lebensfreude, Gelassenheit und Optimismus: Extra Bavariam nulla vita, et si vita, non est ita. »Außerhalb von Bayern gibt's kein Leben. Und wenn doch, dann kein solches.«
Mit Oberbayern 2030+ wollen wir genau dieses Leben aktiv mitgestalten. Dem Ziel unseres Zukunftsdialogs verpflichtet, zum Abschluss vier Leuchtturmprojekte für die erfolgreiche Zukunft des Wirtschaftsstandorts Oberbayern vorzustellen, setzen wir den Dialog in den kommenden Monaten konsequent fort.